Kunstgespräch: Roland Hanusch - Wohinland

"Meist nicht direkt, aber hintergründig hat das Zeitgeschehen Einflüsse auf meine Arbeit; ich bin ja ein Produkt meiner Zeit. Aktuelles Zeitgeschehen taucht manchmal in meinen Skizzenbüchern auf.

Wie spiegeln Ihre jüngsten Werke das Spannungsfeld zwischen Natur und Technik wider?

Das Thema hat mich schon immer interessiert und zieht sich wie ein roter Faden durch meine Arbeiten. Es ist Segen und Fluch der menschlichen Erfindungen zugleich. Kann sich der Mensch mit Hilfe von hochtechnologischen Entwicklungen mit der Natur versöhnen? Zeitweise waren meine Arbeiten oft eine Art dystopisches Menetekel, jedoch stets in eher anmutiger Verpackung. Dann haben Spielerei, farbige Vielfalt und Zuversicht einen höheren Stellenwert eingenommen.

Auf welche Weise greifen Sie aktuelle gesellschaftliche Debatten in Ihren Kunstwerken auf?

Meist nicht direkt, aber hintergründig hat das Zeitgeschehen Einflüsse auf meine Arbeit; ich bin ja ein Produkt meiner Zeit. Aktuelles Zeitgeschehen taucht manchmal in meinen Skizzenbüchern auf.

Wie entscheiden Sie, welche Darstellungsform oder welches Medium für ein bestimmtes Konzept oder eine Idee am besten geeignet ist?

Zeichen, Symbole und Andeutungen sind eines meiner Stilmittel. Meist arbeite ich in Serien, wobei ein Bild aus dem anderen entsteht, das einen Hinweis aufnimmt und daraus etwas anderes entwickelt. Das Medium ist der entsprechenden Zeit entnommen und hängt auch davon ab, was gerade zur Verfügung steht. Ich arbeite oft nach einer spontanen Eingebung, aber auch nach Vorskizzen und Testphasen.

Welchen Stellenwert haben imaginäre Landschaften in Ihrem künstlerischen Schaffen, und wie dienen sie als Mittel zur Kommentierung der Realität?

Die imaginäre Landschaft ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit – ich lasse sie entstehen und folge dabei einer Eigendynamik. Das Ergebnis ist meist nicht klar vordefiniert und bietet immer einen gewissen Spielraum. Dabei werden auch Teile geändert und überarbeitet. Einflüsse von Surrealismus oder phantastischer Malerei sind oft erkennbar. Das Zeichnen direkt nach der Natur mit Feder oder Bleistift sowie Aquarelle waren immer ein wesentlicher Bestandteil meiner Betätigung.

Wie hat sich Ihre künstlerische Praxis im Laufe Ihrer Karriere entwickelt, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von Öl, Acryl, Aquarell und grafischen Techniken?

Anfänglich konzentrierte ich mich auf klassische Ölmalerei und das Erproben handwerklicher Techniken in vielen Gebieten. Einflüsse vom phantastischen Realismus, der Wiener Schule und Surrealismus waren prägend. Später entwickelte ich eine eigenständige Formensprache mit Acrylfarben, die eine schnellere Arbeitsweise ermöglicht. Einflüsse der Kunst der Aboriginals sowie Elementares und Digitales kamen hinzu. Mit der Möglichkeit, Siebdruck mit wasserlöslichen Farben zu drucken, entstand ein spannendes Betätigungsfeld, das immer wieder für Überraschungen sorgte.

Inwiefern tragen Collagen und grafische Techniken dazu bei, Ihre Aussagen zu Natur, Technik und Gesellschaft zu verstärken?

Die Collage hat mich immer wieder fasziniert, ebenso die Assemblage mit kleinen Dingen, die mir irgendwie begegnen. Ich sammle und irgendwann entsteht dann eine Idee.

Welche Rolle spielt das Atelierhaus Thalermühle in Ihrem Schaffensprozess und in der Entwicklung Ihrer Kunst?

Ich bin sehr froh, das Atelier in der Thalermühle zu haben. Hier gibt es immer wieder Begegnungen und Kontakte. Es war langfristig und aufwendig, das Projekt Atelierhaus Thalermühle e.V. zu realisieren, aber es funktioniert ganz gut. Es gibt acht Ateliers in verschiedenen Größen. Die Atmosphäre in der Thalermühle ermöglicht es, interessante Blickrichtungen zu erkunden, und auch die Nähe zur Pegnitz ist inspirierend. Im Atelier kann ich mit Freunden Musik machen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kunst in Bezug auf die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit, und welchen Beitrag möchten Sie leisten?

Schwieriges Thema. Kunst gab es immer und wird es immer geben, und zu jeder Zeit mit ihren besonderen Herausforderungen wird sich der Gestaltungswille immer wieder neu erfinden. Was Kunst ist, sollen alle selbst entscheiden. Mein Beitrag: Ich mache meine Arbeiten weiter, mal sehen, was sich entwickelt. Dabei ist Upcycling ein wichtiger Impuls, um die Schönheit im Schrott zu finden. Gärten der Seraphine, Geschichten aus Weggeworfenem. Ich beobachte das WohinLand und versuche es zu interpretieren.