Gabriella Héjja
Licht.Blick

»Meine Bilder sollen Gefühle und Stimmungen anregen, aber gleichzeitig viel Raum für Interpretationen auf der Grundlage eigener Phantasien und Projektionen individueller Lebensgeschichten lassen.«

Frau Héjja, könnten Sie uns einen Einblick in Ihre künstlerische Entwicklung und Ihren Hintergrund geben?

Die Fotografie habe ich Anfang der neunziger Jahre für mich entdeckt. Ich liebte die Arbeit in der Dunkelkammer und war von der Magie der Bildentstehung von Anfang an fasziniert. Später habe ich an der ASA Fotoschule in Budapest nicht nur das Handwerk erlernt, sondern auch einen Einblick in die Fotogeschichte und zeitgenössische Fotokunst bekommen, was mich nachhaltig beeindruckt hat. Als Fotomodel hatte ich zudem das Glück, mit einigen namhaften ungarischen Fotokünstlern wie Kati Baricz und György Stalter zusammenarbeiten zu dürfen. Das bot mir die Gelegenheit, über ihre Schulter zu schauen und ihre professionelle Arbeitsweise und Sichtweise näher kennenzulernen.

Was hat Sie dazu inspiriert, bildende Künstlerin zu werden, und wie hat sich Ihre künstlerische Praxis im Laufe der Zeit entwickelt?

Das war in erster Linie ein Ausdrucksbedürfnis. Wenn ich gut schreiben könnte, wäre ich vielleicht Schriftstellerin geworden... Aber mit der Kamera war es Liebe auf den ersten Blick. Wir haben uns irgendwie gefunden. Ich habe mich von Anfang an stets bemüht, meine Fertigkeiten weiterzuentwickeln und habe immer neue, ungewöhnliche oder auch mal ganz alte Fototechniken erlernt und in meiner Kunst integriert.

Könnten Sie uns etwas über Ihre kommende Ausstellung erzählen? Was sind die zentralen Themen und Konzepte, die Sie darin erforschen?

Ich zeige in der Ausstellung im Kunstverein Arbeiten aus drei Bilderzyklen: Waldimpressionen aus meinem Herkunftsland Ungarn, Fotogramme von Pflanzen und anderen Objekten, die ich in unserem Garten gesammelt hatte, und die Serie "imPrints". Es sind Bilder, die sich an der Grenze zwischen Imagination und Wirklichkeit befinden. Eine Sammlung von Ausdrucken gewordener Eindrücke, Reflexionen und Selbstreflexionen.

Welche Techniken und Materialien verwenden Sie in Ihrer Arbeit, und wie wählen Sie diese aus, um Ihre künstlerische Vision zum Ausdruck zu bringen?

Als Fotokünstlerin arbeite ich einerseits mit den modernsten Fotogeräten und Bildbearbeitungsprogrammen. Andererseits interessiere ich mich auch leidenschaftlich für die alten fotografischen Verfahren. Besonders reizvoll finde ich die Kombination dieser beiden Techniken. Außerdem ist die Wahl des Papiers, also des Bildträgers, extrem wichtig für meine Arbeiten. Gerne verwende ich unter anderem feine Japan- oder Aquarellpapiere.

Gibt es bestimmte Botschaften oder Emotionen, die Sie mit Ihren Werken vermitteln möchten? Welche Reaktionen oder Gedanken erhoffen Sie sich beim Betrachter?

Meine Bilder sollen Gefühle und Stimmungen anregen, aber gleichzeitig viel Raum für Interpretationen auf der Grundlage eigener Phantasien und Projektionen individueller Lebensgeschichten lassen.

Die Vergänglichkeit in Bildern festzuhalten, die Spuren des stetigen und unaufhaltsamen Voranschreitens der Zeit visuell darzustellen, ist ein weiteres zentrales Thema meiner Fotografien.

Wie würden Sie den einzigartigen Stil oder die Ästhetik Ihrer Kunst beschreiben?

Nachdenkliche, postpiktoralistische Fotografie (aus der Laudatio von Dr. Dunja Schneider).

Welche Rolle spielt die Narration in Ihrer Arbeit? Wie nutzen Sie Erzählungen, um eine Verbindung zwischen Ihren Kunstwerken und dem Publikum herzustellen?

Meine Bilder erzählen oft von alltäglichen Dingen oder Situationen, allerdings ohne konkret sein zu wollen. Die Betrachter meiner Bilder können so ihre eigenen Geschichten daraus ableiten, "Lücken" oder fehlende Informationen mit ihrer eigenen Fantasie füllen bzw. ergänzen.

Welche Herausforderungen haben Sie während des Schaffensprozesses für Ihre kommende Ausstellung erlebt und wie haben Sie diese gemeistert?

Es gab viele Herausforderungen, von der relativ kurzen Planungszeit über die Auswahl der Exponate bis hin zur optimalen Präsentation der Werke. Bei der Präsentation war es mir wichtig, auf die Besonderheiten (wie z.B. die Durchblicke) der tollen Räumlichkeiten der Galerie einzugehen.

Wie möchten Sie, dass sich die Besucher Ihrer Ausstellung fühlen und welche Erfahrungen möchten Sie ihnen vermitteln?

Natürlich möchte ich, dass die Besucher meiner Ausstellung mit guten Gefühlen die Galerie verlassen. Auch wenn die Auseinandersetzung mit Bildern, die von der Vergänglichkeit handeln, auch an die eigene Endlichkeit erinnern.

Welche Pläne haben Sie für Ihre künstlerische Zukunft? Gibt es bestimmte Projekte oder Ideen, an denen Sie bereits arbeiten oder die Sie gerne umsetzen möchten?

Ich möchte demnächst einen Bildband realisieren. Die Idee dazu trage ich schon länger in mir und freue mich schon auf die Umsetzung.