06.03. - 29.03.2024

Eröffnung: Mittwoch, 06.01.2023 um 18 Uhr

Einführung: Jutta Keller, 1 Vorsitzende des KVE

Künstlerinnengespräch: Stephan Nachreiner, Geschäftsführer des KVE

Der Retrospektive besondere Beachtung zu schenken, ihr mit Neugierde und Aufgeschlossenheit zu begegnen und dadurch etwas Neues zu kreieren, ist das Anliegen beider Künstlerinnen.

„…das ist das Erstaunliche, dass wir uns zusammen in die Rakete setzen und loszischen“ Katharina Schnitzler

Der countdown lief und die Rakete startete: Ein gemeinsames Kunstprojekt begann.
Edith Held, Fotografin und Katharina Schnitzler, Malerin, widmen sich der Biografie ihrer eigenen Kunstform im kreativen Austausch. Im Bewusstsein, dass sich Vergangenes auch auf die Gegenwart auswirkt, beginnen die Künstlerinnen sich mit ihren frühen Werken, die einen Entstehungszyklus von ca. 20-25 Jahre umfassen, auseinanderzusetzen – mit viel Wertschätzung des zeitlichen Kontexts ihrer Entstehung. Dabei gehen sie Fragen nach wie etwa: welche Technik bei meiner Arbeit hat mich damals interessiert? Was davon ist noch heute Bestandteil in meinem Schaffen? Welche Themen und Ausdrucksformen waren mir damals wichtig? Was aus dieser Zeit hat meine Kunst im Heute geprägt? Im dynamischen Prozess dieser Auseinandersetzung entsteht schließlich das Thema der Ausstellung:

Gemeinsam Werke vergangener Schaffenszyklen hervorbringen ins Hier und Jetzt, und durch kunstvolle Synthesen etwas Neues entstehen lassen.

Zwei unterschiedliche Kunstgattungen treffen sich im Dialog, eine wechselvolle Beziehung zwischen Fotografie und Malerei – Licht und Leinwand ergänzen sich zu einer Einheit. Das Gattungssprengende präsentiert sich dabei selbstbewusst durch die intuitive Bildauswahl von Edith Held und Katharina Schnitzler. Sie kombinieren assoziativ malerische und fotografische Herangehensweisen, Motive und Techniken, und erschaffen so eindrucksvolle Bildwelten, die irgendwo zwischen Realität und Fiktion beheimatet sind. Die Lebensphilosophie von Katharina Schnitzler: „zu zweit kann man Stärken entfalten, mit mindestens doppelter Wirksamkeit “, wird zur programmatischen Grundlage des Ausstellungskonzepts. Und die Zusammenstellung der einzelnen Werke in Form von Pendants folgt ihr konsequent. Bildpaaren werden Überschriften zugeordnet, mit teilweise dadaistischem Charakter – die Titel sind gezielt offengehalten und assoziativ. Sie dienen als Hinweis, bieten Einstiege für Betrachter:innen und lassen der individuellen Vorstellungskraft freien Lauf. Unter der Überschrift: REGEN AUF DEM BERG wird beispielsweise das Portrait eines Schimmels vor grauem Hintergrund mit rosa eingefärbter Mähne präsentiert. Die Arbeit trägt den Namen „Rocky Stallone“ und ist 2008 entstanden. Als Bildpartner ist eine in aufwändiger Mischtechnik, mehreren Farbschichten sowie Texturen und überwiegend in Rottönen gemalte Leinwand von Katharina Schnitzler vorgesehen, mit dem Titel „so far“ aus dem Jahr 2019.

Die Kunstwerke von Edith Held und Katharina Schnitzler könnten kaum unterschiedlicher sein und sind doch im Kern überraschend verwandt.

„… ich verstehe unsere Arbeiten als Anregungen zum Weiterdenken. Manchmal glaube ich, man denkt immer viel zu schwer“. Edith Held

LOOK AT THE BIRDS regt auf unkonventionelle Weise dazu an, sich aus starren Konventionen, die Sehgewohnheiten betreffend, zu befreien. Der Vogel gilt von alters her als Symbol der körperlosen Seele, der freien Gedanken oder der Transzendenz. Dieses Kunstprojekt dient unter diesem Aspekt auf jeden Fall als Inspiration für Leichtigkeit und Unbeschwertheit.

Konzepttext zur Ausstellung www.katharina-mokross.com Hamburg

Katharina Schnitzler

Katharina Schnitzler konfrontiert uns mit der Wahrnehmung und unseren angenommenen Realitäten. Sie schafft Bildwelten, die auf subjektive Weise das menschliche Bedürfnis nach Lösungen erfüllen. In ihrer Arbeit überlagert sie unzählige Texturen, Farbschichten, Zeichnungen und Text. Es entstehen Gemälde und Zeichnungen – installiert, poetisch, tief, witzig, eng verwoben und dabei brutal und schön zugleich!

In ihrem Schaffen ist Katharina Schnitzler eine Meisterin der Mischtechnik. Oftmals besteht der Hintergrund aus unzähligen Schichten. Da der Pinselstrich zu sehen ist und dieser in verschiedene Richtungen gezogen wird, entstehen Strukturen und Muster. Dabei unterstreicht Schnitzler die Materialität der Arbeit, denn die Strukturen erinnern an Ausschnitte von Stoffbahnen oder geprägte Ornamenttapeten. Häufig entsteht ein Gefühl von Raum. Im Vorder- oder Hintergrund befinden sich zarte Zeichnungen, die bis in das Abstrakte gehen oder geometrische Formen, welche mit viel Farbe aufgetragen wurden. Aber auch graziöse Pflanzen oder ornamentale Verzierungen ergänzen die Komposition und erinnern an chinesische Malerei.

Die Darstellung des „Dazwischen“ ist ihr künstlerischer Anspruch. Obwohl der Hinter- und der Vordergrund auch jeweils für sich stehen könnten, kommunizieren und harmonieren sie miteinander. 

„Ich möchte, dass meine Bilder vielschichtig sind, der Betrachter sie nicht leer sieht, sondern seine subjektive Wahrnehmung das Bild immer wieder verändert. Der Facettenreichtum allen Seins, beinhaltet Momente, in denen alles möglich scheint“ sagt Katharina Schnitzler über ihr künstlerisches Anliegen.

Katharina Schnitzlers Werke strahlen eine subtile Zeitlosigkeit aus und beschäftigen sich mit den existenziellen menschlichen Themen wie Liebe und Glück, Schönheit und Freude, aber auch Trauer und Krieg.

Edith Held 

Edith Held ist Fotografin und erzählt in ihren konzeptuellen Arbeiten hintergründige Geschichten reich an feinsinnigem Humor und Neugier auf die Welt.

Eine Mischung, die als Schlüssel ihrer intensiven und vielseitigen Werke dient.

Die Bilder sprechen an, lassen nicht mehr los und fordern uns zum Dialog auf.

Dabei könnte alles möglich sein. „Was wäre, wenn ...?“ und „Was verbirgt sich vielleicht noch dahinter?“ scheinen ihre Fotografien zu fragen, und geben uns damit die Möglichkeit, eigene Antworten zu finden. Und doch bleibt am Ende ein allerletztes Geheimnis. So entsteht eine starke Anziehungskraft: Versteckte Perspektiven werden aufgezeigt, Undenkbares plötzlich für möglich gehalten.

Helds Fotografien lassen lächeln, sogar lachen, und versetzen uns in ihre Träume und Fantasien sowie in einen staunenden, aber auch nachdenklichen Zustand.

Denn auf der Welt ist nichts, wie es scheint. Edith Held besitzt die Gabe, es uns aufzuzeigen.

Isobel Markus