Unreine Reime

Bodo Rott

Unreine Reime

Ausstellungseröffnung

Mittwoch, 30. September 2015 – 19 Uhr

Ausstellungsdauer

30. September bis 24. Oktober 2015

Ausstellungsort

Neue Galerie des KVE
Hauptstraße 72, 91054 Erlangen

Begrüßung

Gunhild Schweizer, 1. Vorsitzende, Kunstverein-erlangen

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch, Freitag 15 bis 18 Uhr
Donnerstag 15 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 14 Uhr
Sonntag/Feiertag, Montag geschlossen

Eintritt frei

Der Kunstverein Erlangen e.V. lädt herzlich ein zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung.


Bodo Rott  - "Unreine Reime"

(…) Das Personal seiner Werke nennt Bodo Rott Nichtkinder-Kinder. Es sind eigenwillige Mischwesen, oft mit kindlichen Körpern, aber mit teilweise schon ziemlich erwachsenen Gesichtern. 2005 haben sie sich durch den Berliner Flur des Malers angeschlichen und waren plötzlich da. Rott malte damals seltsam kopflose Erwachsene, die an Tischen saßen, Kaffee tranken und bei denen über dem Hals nichts mehr war außer Rauch, Nebel, schwarze Löcher oder ulkige Farbblasen. Die Kinder setzten sich unaufgefordert dazu und sind nicht mehr verschwunden. „Seitdem gewöhne ich mich an sie, wie man das mit richtigen Kindern eben auch macht“, sagt Rott, und fügt hinzu, im Laufe der Zeit seien diese Wesen immer aktiver geworden. Es sind „alleinerziehende Kinder“, wie der Maler sie nennt, Sprösslinge, die gelernt haben, ihre Zeit autonom zu gestalten. Man sieht sie bei spiritistischen Experimenten und Seance-artigen Zusammenkünften. Wir erleben sie beim Laufen, Singen und Hüpfen. Wir schauen ihnen zu bei hitzigen Schnapp-Spielen (wie sie es früher bei Kindergeburtstagen gab), beim Schwimmen lernen (an der Angel eines Geistes hängend), in der Jungfernschule (vier Jungs umringen schaufensterpuppenartige Mädchenkörper), beim garstigen Warten in einer Zahnarztpraxis oder beim Posieren vor dem Spiegel (mit überraschendem Ganzkörper-Tattoo). Ganz selbstverständlich leben diese Kinder auf Bodo Rotts Bildern, sind einfach da, und je öfter man sie betrachtet, umso mehr werden sie zu Familienmitgliedern, die das eigene Leben begleiten und über die es einiges zu erzählen gibt. So tummeln sie sich auf dumpf schiefergrauen Hintergründen oder spielen Mimikry in ornamental floral gestalteten Zauberreichen oder vergnügen sich auf freskenhaft hellen Gründen mit Leerstellen, als wäre der Putz abgeblättert. Die stumpf gehaltenen, firnisslosen, aber meist sehr farbsatten Gemälde besitzen keine Tiefe – und so entsteht ein ganz eigenes Universum aus Träumen und Alpträumen, in dem der Raum nicht perspektivisch erscheint und so ablenken könnte vom großen Körpergefühl der kleinen Gestalten, das sie in stolzen Posen zur Schau tragen. Diese Kinder haben einen faszinierend energischen Ausdruck und scheren sich einen Dreck darum, wie sie auf Bildern aussehen sollten, nämlich lieb und anmutig. (…)                                                                                                     Moritz Holfelder, April 2015