Mittwoch, 25. Juni 2014 – 19 Uhr
25. Juni bis 19. Juli 2014
Neue Galerie des KVE
Hauptstr. 72, 91054 Erlangen
Gunhild Schweizer, 1. Vorsitzende, Kunstverein Erlangen e.V.
Johannes Hofmann, Vorstand der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach eG
Barbara Leicht M.A., Kunstmuseum Erlangen
Dienstag, Mittwoch, Freitag | 15 bis 18 Uhr |
Donnerstag | 15 bis 19 Uhr |
Samstag | 11 bis 14 Uhr |
Sonntag/Feiertag, Montag | geschlossen |
Der Kunstverein Erlangen e.V. lädt herzlich ein zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung.
Katrin Kaa Riedl ist die diesjährige Preisträgerin des Kunstpreises der VR-Bank Erlangen–Höchstadt–Herzogenaurach eG. Anlässlich der Preisverleihung zeigt die medienübergreifend und interdisziplinär arbeitende Künstlerin im Kunstverein Erlangen e.V. unter dem Titel "PREISVERDÄCHTIG" einen Querschnitt ihres kreativen Schaffens, das Video-Rauminstallationen, konzeptionelle und partizipative Arbeiten sowie Bilder jeweiliger Themenausstellungen umfasst. Sie machte in letzter Zeit besonders durch Ausstellungen wie die "Vernichtungswochen" (2012) in der Galerie in der Kernstrasse Nürnberg oder dem Kunstparcours "B&H Batseba & Heidi - Remix of the Beauty" (2013), eine Zusammenarbeit mit Anna Poetter im Kulturforum Fürth, sowie durch mehrfache Teilnahmen an der Winterausstellung des Kunstvereins Erlangen im Kunstpalais (2010, 2012, 2013) auf sich aufmerksam.
Zur Verleihung des Preises Bank und Kunst
der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach
an die Multimediakünstlerin Kathrin Kaa Riedl
Kathrin Kaa Riedl, 1973 in Gunzenhausen geboren, engagierte sich schon in den 90er Jahren in der Theater-und Filmszene. Sie studierte Medien und Kommunikationsdesign an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Zudem arbeitet sie als feste freie Mitarbeiterin für den Bayerischen Rundfunk, Studio Franken. Kathrin Riedl hat sich ihren Künstlernamen Kaa, den sie seit 2007 führt, schwer erarbeitet: Bei Aufführungen der Fürther Kleinkunstbühne, die schon viele Jahre zurückliegen, musste sie im Schlangenkostüm auftreten. Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch. Und auch heute noch schlängelt sie sich durchs Leben.
Sie nennt sich Multimedikaa und Analogikaa. Das klingt ein wenig nach einer Mischung aus Medikament und Aufputschmittel und Medien. Und das mag es irgendwie auch sein, denn die Künstlerin arbeitet intensiv mit Film und neuen Medien und erschließt ihre Kunst auch via Social Media-Plattformen einer breiten interessierten Zielgruppe meist etwas jüngerer Menschen, oder eben solcher, die eine Affinität zu zeitgenössischen/ elektronischen künstlerischen Ausdrucksformen besitzen. Dies soll an dieser Stelle bewusst genannt werden, denn der recht spitze Kommentar des hiesigen Kunstkritikers wird einigen von Ihnen noch in den Ohren klingen, der nach der vergangenen Winterausstellung des Kunstvereins vernichtend über Computer generierte Kunst und Rauminstallationen geschrieben hat.
Ja, tatsächlich eröffnet sich eher den jungen Menschen die Magie der Medienkunst. Seit den 60er Jahren des 20. Jh. hat diese Kunstgattung sich einen festen Platz in der Kunst(geschichte) und zwischen den traditionellen Künsten errungen. Film, Computeranimationen, digitaler Sound und Arbeiten, die auf Ipads entstehen, von weltbekannten Künstlern wie David Hockney z.B. Sammlerinnen wie Julia Stoschek, die seriös und stringent aus einer Sparte ankaufen. Biennalen, die viel Filmkunst zeigen. Die Medienkunst erhält eine zunehmende Bedeutung.
Virtualität ist das Gegenteil von Realität: Auf dem Screen und in der Projektionstechnik gibt es keine physischen Farbkörper wie in der klassischen Leinwandmalerei. Der Farbrausch findet im sogenannten RGB- Farbraum statt und setzt sich aus Lichtpunkten zusammen. Dies sind wir mittlerweile gewohnt, schlimmstenfalls aus dem HD-Fernsehen. Die Technik läuft sich selbst davon und eröffnet Künstlern, Designern und Filmemachern ohne Zweifel immer mehr hervorragende Möglichkeiten uns Illusionen vorzugaukeln. Man denke nur an die Special-Effects des zeitgenössischen Kinos.
Durch ihre Nähe zur Omnipräsenz des Internets hat sich diese Kunstform langsam in unser Bewusstsein geschlichen. Genau hier ist die Küche der Multimedikaa, der Kathrin Kaa Riedl. Der Ursprung ihrer Musikvideos ist die Realität, es sind Aufnahmen und Anmutungen aus dem Alltag, die die Künstlerin rhythmisiert und digital verfremdet – Analogikaa. Es entstehen psychedelisch anmutende Motive. Hier zeigt sich nicht nur die Nähe zum weltweit verwobenen Netz, sondern auch die große Affinität der Kathrin Kaa Riedl zur Musikszene. Der „Rave“, eine Form der Tanzveranstaltung in der Techno- und House-Szene – der elektronischen Musik seit den 90er Jahren – ist Riedls Impulsgeber, ihre Videoästhetik mit treibenden Elektrorhythmen zu verbinden. Sie selbst agiert dann und wann als D-Jane. Auf einem Sampler ihrer bewegten Arbeiten können Sie per Menu Kostproben aus der Werkschau ihrer Videos und Musikvideos nehmen.
Das Bild der Frau in der heutigen Gesellschaft beschäftigt Kaa Riedl insbesondere. Hierzu entstehen skurrile Sequenzen, wie das Video „Rosie kehrt wieder“ mit mehrfachen Bedeutungsebenen: In den Trümmern und im Schutt müht und plagt sich Hausfrau Rosie. Sie versucht die Berge von Dreck und Staub zumindest einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, ein ironisches Bild, vielen Geschlechtsgenossinnen nicht ganz unbekannt. Haushalt hört nie auf und meistens ist es eben die Frau, die das Los gezogen hat, jenen zu ordnen.
Das ironische Video „Nixe“, spielerisch leicht, doch auch tragisch, zeigt die Projektion durch ein Aquarium hindurch. Mehr oder minder elegant paddelt das Nixchen, die Rheintochter, die Chlorwasserschönheit im Schwimmbecken dahin. Sie erinnern sich an die Winterausstellung 2012?
Nicht nur der Film sondern auch große Installationen bestimmen das Werk der Künstlerin. Eine ihrer größten Installationen ist die Glitzer-Lounge, ein Kunst-Parcours, von dem Sie eine Kostprobe bei der vergangenen Winterausstellung sehen konnten. Sie entstand im vergangenen Jahr im Fürther Kulturforum. Kaa Riedl bedient hier alle Klischees: Rosa-pinkfarbene Glitzer-Glimmer-Welt, der Schönheitswahn, der mindestens seit Heidi Klums Show „Germany’s next Topmodel“ in den Mädchenzimmern der Nation Einzug erhalten hat und parallel dazu der riesige Markt der Schönheitsoperateure oder vielleicht besser gesagt der neureichen Verschlimmbesserer. Die Besucher dieser zugegebenermaßen dicht gedrängten Ausstellung haben die Möglichkeit, am ironischen Angebot zu partizipieren, sich am Schminktisch zu stylen, sich auf den coolen Loungekissen bei basslastiger Diskomusik zu räkeln oder sich ein wenig über das Arrangement der OP-Ecke zu ekeln. Da wo gemetzgert wird fließt Blut und Silikon. Ein schöner Heidi-Parcours, wie ich finde… Passend dazu gibt es die computergenerierten „Kaleidikaas“, die einen Hauch der exklusiven Barbiepuppenästhetik zu Hause erleben lassen können.
2010 entstand die Installation im urbanen Raum „Sanssouci“ (ohne Sorge) inmitten der Trabantenstadt Langwasser. Ein Siegerpodest und eine Videodokumentation zeigt Passanten, die sich zögerlich daran beteiligten.
Ein weiteres Highlight dieser Werkschau sind die Vernichtungswochen 2.0, bei der wiederum die Besucher aufgefordert sind Papiere, Dokumente, Erinnerungen durch einen Aktenvernichter zu jagen. Die Schnipsel verarbeitete Riedl zu neuer Kunst.
Die Aufgabe den Betrachter aus seiner passiven Ecke herauszuholen und ihn an ihrer Kunst partizipieren zu lassen, lässt die Preisträgerin einiges einfallen. Die Partizipation ist Teil des Kunsterlebnisses und trägt bei zum Eventcharakter der Multimedia und Sound gestützten Installationen.
Installationen verkaufen sich leider nicht so gut und auch der Markt für Videos ist leider recht dünn. Kathrin Kaa Riedl macht aus dieser Not eine Tugend und entwickelt MerchARTdising Produkte passend zu den jeweiligen Installationen.
Die Preisträgerin bewegt sich durch verschiedene Kunstformen an der Schnittstelle zwischen der darstellenden und der bildenden Kunst. Sie arbeitet partizipativ, performativ und konzeptuell. Dies tut sie mt großer Verve und tiefgründigen, witzigen sowie ironischen Ideen und technisch gekonnter Umsetzung. Dass Kathrin Kaa Riedl heute diesen Preis erhält, zeugt von einer entsprechend zeitgenössischen Sicht der Juroren und des Stifters auf die Gegenwartskunst.
Preisverdacht war mal, nach der Verleihung muss die Ausstellung eigentlich „Preisbedacht“ heißen, aber wir können die Einladungskarten ja schnell mit dem Edding retuschieren.
Ihnen, liebe Kaa herzlichen Glückwunsch zu diesem Preis und viel Erfolg für Ihre kommenden Vorhaben, Ihre Installationen und Filme, auf die wir uns alle schon sehr freuen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren – Vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit