Preisträger-Ausstellung
Kunstpreis 2013 der VR-Bank
Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach

Zeichnungen, Projekte

Mareike Drobny

Preisträger-Ausstellung<br>Kunstpreis 2013 der VR-Bank<br> Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach

Ausstellungseröffnung

Mittwoch, 26. Juni 2013 – 19 Uhr

Ausstellungsdauer

26. Juni bis 20. Juli 2013

Ausstellungsort

Neue Galerie des KVE
Hauptstr. 72, 91054 Erlangen

Begrüßung

Gunhild Schweizer, 1. Vorsitzende des Kunstvereins Erlangen e.V.

Preisverleihung

Johannes Hofmann, Vorstand der VR-Bank Erlangen - Höchstadt - Herzogenaurach eG

Laudatio

Barbara Leicht, M.A., Kunstmuseum Erlangen e.V.

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des KVE

an Frau Hannelore Heil-Vestner

Öffnungszeiten

Dienstag, Mittwoch, Freitag 15 bis 18 Uhr
Donnerstag 15 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 14 Uhr
Sonntag/Feiertag, Montag geschlossen

Eintritt frei

Der Kunstverein Erlangen e.V. lädt herzlich ein zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung.

www.mareikedrobny.de


Laudatio und Preisverleihung

Laudatio (PDF - 13 KB)

 

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Laudatio

zur Verleihung des Preises „Bank und Kunst“ der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach an Mareike Drobny am 26. Juni 2013 im Kunstverein Erlangen
von Barbara Leicht M.A.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
eine Preisverleihung ist etwas ganz Besonderes im Leben eines Künstlers, da ein Preis die kreativen, ästhetischen und formalen Leistungen seines bisherigen Schaffens auszeichnet und ihr vermittelt, einen sehr guten künstlerischen Weg zu gehen.
Dieser Weg ist oftmals steinig und unsicher und man braucht eine gehörige Portion Mut,
Idealismus, Selbstbewusstsein und Energie dazu, ihn zu beschreiten. Jene Eigenschaften
besitzt Mareike Drobny neben ihrem Können und ihrer hohen künstlerischen Qualität.
Warum sie den Beruf des Künstlers ergriffen hat, liegt wohl in ihrem ungeheuren Impetus
begründet, die Welt durch den eigenen Ausdruck zu interpretieren und mit großer Neugierde
künstlerisch zu forschen. Kunst ist für Drobny Profession und Passion zugleich. Den eigenen
Drang entdeckt zu haben und dann den Entschluss gefasst zu haben eine Hochschule oder
Akademie zu besuchen und das künstlerische Handwerkszeug von der Pieke auf zu lernen,
das zeichnet eine Künstlerin wie sie es ist aus.
Mareike Drobny ist fast gebürtige Erlangerin. Sie übersiedelte allerdings schon drei Tage
nach ihrer Geburt im Klinikum Neustadt mit ihrer Mutter ins Elternhaus in der kleinen
Großstadt. Also ist sie eigentlich Ur-Erlangerin. Zu ihrer Heimatstadt besitzt Mareike Drobny
eine große Affinität, sie pendelt stets zwischen Bonn und der Hugenottenstadt hin und her.
An der Alanus- Hochschule in Alfter bei Bonn hat sie Freie Kunst und Bildhauerei studiert und
hat ein Jahr an der Hiroshima City University verbracht, seit 2009 arbeitet sie freischaffend
und bezeichnet sich als Bildhauerin, was die geschlossenen Formen der beiden Skulpturen
aus Granit und Labradorit, die in 2005 in Norwegen entstanden, eindrucksvoll verdeutlichen.
Diese Objekte sind eine Reminiszenz an die erste Teilnahme der Künstlerin an der
Winterausstellung des Kunstvereins Erlangen im Jahr 2006 und zugleich Nuclei der späteren
Tendenzen ihrer Arbeit. Stets konzentriert sie sich nämlich auf räumliche Fragestellungen,
wobei sie den Raumbegriff von der kleinen bis zur globalen Dimension hin strapaziert.
In dieser eindrucksvollen Schau, die bis zum 20. Juli zu sehen ist, zeigt Drobny nun
Ausschnitte aus ihrem gesamten künstlerischen Spektrum.
Betrachtet man ihre Projekte, lässt sich Mareike Drobny allerdings nicht nur als Bildhauerin
charakterisieren. Die junge Künstlerin hat viel mehr zu bieten als nur eine Kunstgattung
traditionell zu bedienen. In ihrem Werk finden sich daher neben der klassischen Bildhauerei
unter anderem Zeichnung, Raumzeichnung, Installation, Land-Art, Fotografie und textile
Objekte.
Drobny lässt sich daher sehr wohl als Konzeptkünstlerin bezeichnen. Aus ihren Konzepten
entwickelt sie Projekte, die sie linear und zielgerichtet realisiert. Projektarbeit ordnet sie
gewissermaßen der Zeichnung zu und vice versa, auch wegen der Linearität der zeitlichen
Abfolge.
Bekannt wurde Drobny durch ihre GPS-Zeichnungen, deren feinnervige Linien die
Bewegungen der Künstlerin an bemerkenswerten Orten unserer Erde manifestieren. Die
Künstlerin wählt bewusst Welterbestätten aus wie Istanbul, das Sie hier sehen können,
Venedig, Jerusalem und Bethlehem, Robben Island oder Hiroshima. Auch in Erlangen (noch
immer keine Welterbestätte) hat sie eine Arbeit umgesetzt, die aus Datensätzen ihrer
Besuche während des gesamten Jahres 2012 entstanden ist.
Apropos: Mareike Drobny ließ es sich nicht nehmen Erlangen aktuell einen pointierten aber
positiv gemeinten künstlerischen Kommentar zu widmen: „Oh, Du lustige Nachtigal“, eine
Arbeit, in der sie den Grundriss des Erlanger Schlossgartens schabloniert, projiziert und als
hübschen Cut aus Blümchenfolie zu unser aller Vorfreude auf das Schlossgartenfest in das
Schaufenster klebt. Dahinter steckt vielleicht eine Prise Ironie, sicher aber viel Freude, sich
mit dieser kleinen, intuitiven Arbeit vor der Heimatstadt zu verneigen.
Eine weitere neue Arbeit bezieht sich Augen zwinkernd auf das Hintertürchen im Kunstverein.
„Ich wills sicher“ spielt an auf Kunst als sichere(?) Anlage, auf die wilde Entschlossenheit der
Künstlerin, Künstlerin sein zu wollen, und ganz banal auf die gesicherten Güter des
Kunstvereins. Durch diese Türe gelangen Sie übrigens zur Toilette.
Die Art der GPS-Zeichnungen Mareike Drobnys geht über unser Verständnis von der Kunst
der Zeichnung weit hinaus. Die Lineaturen der entstehen nämlich, indem Drobny während
ihrer Exkursionen ein GPS-Gerät mit sich trägt. Dieses System ist aus unserem Leben nicht
mehr wegzudenken, jedes Navigationsgerät wird vom Satelliten gestützten Global Positioning
System geleitet. Sekündlich wird eine Koordinate aufgezeichnet, die die Künstlerin umwandelt
und als digitalen Plot zusammenfügt.
Es geht ihr nicht darum eine topografisch bestimmbare Landkarte zu erstellen. Es geht ihr
vielmehr darum die Zeichnung erweitert zu definieren und in diesem Fall ihre eigene
Bewegungsintensität an diesen Orten festzuhalten und dabei nicht mit herkömmlichen,
sondern mit zeitgemäßen, virtuellen Mitteln zu arbeiten.
Eine Zeichnung, die sich aus einer Bewegung im Raum entwickelt, empfindet die Künstlerin
als eine neue Dimension der Bildhauerei.
Dies ist jedoch nicht das einzige Ziel Drobnys. Sie möchte ihre Ideen auf verschiedenen
Ebenen sichtbar werden lassen und möchte das Material, das unterschiedlichster Art sein
kann, als verbindendes Element zwischen Bildhauerei und Zeichnung agieren lassen.
Schöne Beispiele, die eine Zeichnung mit der dritten Dimension verbinden und gleichzeitig
die Bandbreite ihrer Materialien verdeutlichen, zeigen die Kreuzsticharbeiten „Körpertier und
Schädel“. Die Kreuzstiche symbolisieren exakte Zentren, aus denen sich Linien an eine
Peripherie bewegen und die ebenso wie die Koordinaten der GPS-Zeichnungen fungieren,
welche Bewegungen im Fluss darstellen. Fast scheinen diese Arbeiten eine Anatomie zu
imitieren, ihre Grundlagen sind jedoch gespiegelte Formen von Kontinenten.
Mareike Drobny hat auf diese Weise Raum aus globaler Sicht auf einen kleinstmöglichen
Nenner gebracht.
Zeichnung ist gleich Bewegung. Bewegung bedeutet für die Künstlerin Projekte im Ausland
zu initiieren, was eine weitere Komponente ist, die den künstlerischen Ausdruck der
Preisträgerin schärft. Beispielsweise verwirklichte sie während ihres Japan-Aufenthaltes das
„Hiroshima-Projekt“, war in Ägypten, wo sie an einem Bildhauerei-Symposium teilnahm und in
Guatemala, wo sie durch Förderung des Kunstvereins Erlangen an einem Projekt teilnehmen
konnte und setzte Projekte in Südafrika, in Mazedonien, im Senegal um und zeigte ihre
Werke zudem in Bonn, Berlin, Freiburg, Nürnberg, Mengen, Brühl und Schweinfurt sowie in
Erlangen beim Kunstverein und unlängst erst bei der Biennale „Soultrain – Positionen der
Zeichnung“ im Kunstmuseum Erlangen.
Mareike Drobny nutzt verschiedenste Ebenen, um ihre Ideen künstlerisch umzusetzen und zu
dokumentieren. Als Medium dient ihr all das, was Träger oder Multiplikator von Bewegung ist.
Dass ihr Werk, obschon sie annähernd ohne Farbigkeit auskommt, dabei durchaus poetische
Züge entwickelt, zeigt sich in diversen Projektbeispielen.
Bewegung, Linearität, Form, Dimension, der innere Zusammenhang zwischen diesen
Begriffen und die Interaktion zwischen Zentren und Peripherien ist ihr wichtiger als die eh
schon bunte Welt mit noch mehr Farbe zu reinterpretieren.
Außerdem ist ihr wichtig Projekte zusammen mit anderen Künstlern zu entwickeln. Kunst hat
für sie kommunkatorischen, partizipatorischen und sozialen Charakter. Dies steht bei ihr nicht
nur auf einem Konzeptpapier, sondern wird von ihr gelebt. Enge Künstlerfreundschaften
haben sich dadurch entwickelt, zum Beispiel mit Indra Magdalena Henn aus Bonn, mit der sie
in einigen Projekten zusammenarbeitete und mit Anna Handick aus Nürnberg. Mit letzterer
hat Drobny 2011 die Projekte „Stille Post“ in der Akademie-Galerie in Nürnberg und „Spring“,
eine Brunneninstallation in Fürth realisiert, die die Grenze zwischen Zeichnung und Raum
absorbiert. Die Fotos dazu sehen Sie im oberen Raum.
Durch das Entwickeln von Projekten gemeinsam mit aus anderen Ländern stammenden
Künstlern, erhält das Werk von Mareike Drobny eine weitere Komponente, die wesentlich ist
für ihr interkulturelles Verständnis und für funktionierende künstlerische Kooperationen. Zum
Beispiel ging sie 2009 im Projekt „Asylier“ zusammen mit japanischen und deutschen
Künstlern der Frage nach, wie sich die individuellen Kunstsprachen miteinander verbinden
lassen, man auf der Grundlage der jeweiligen Traditionen zeitgenössisch aufbauen kann und
trotzdem in authentischer Form arbeiten kann. Eine kulturell übergreifende Denkweise, die
dem internationalen Miteinander im Zeitalter der Globalisierung nur zugute kommen kann.
Kein Zweifel, dass Mareike Drobny eine mehr als würdige Preisträgerin für den diesjährigen
Preis „Bank und Kunst“ der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach ist. Ich freue mich
sehr, dass die Wahl auf diese engagierte Kandidatin mit großem künstlerischem Potenzial
gefallen ist, die ihre Kunst auf hohem Niveau weitab vom Mainstream betreibt.
Liebe Mareike, dieser Preis möge der Anfang einer Reihe weiterer Auszeichnungen in
Deinem Leben sein. Auf jeden Fall aber ist er ein Beweis für die Außenwahrnehmung Deiner
Arbeit, Deiner steten Weiterentwicklung und der Qualität Deiner Konzepte. Ich gratuliere Dir
herzlich und wünsche Dir, dass Du so enthusiastisch, voller Elan stringent weiterarbeiten
kannst wie bisher und wünsche Dir viel Erfolg für all Deine zukünftigen Projekte und die vielen
Ausstellungen, die noch kommen mögen.